Der "Natur" ist es völlig egal, ob es nun 5 Grad wärmer oder 3 Grad kälter im weltweiten Durchschnitt ist. Die hat sich schon immer angepasst, hat schon immer Arten aussterben lassen und andere, besser angepasste, als die Gewinner dastehen lassen.
Letztendlich geht es bei allem immer nur um den Menschen und vielleicht noch um den Erhalt uns lieb gewordener anderer Arten (das Aussterben irgendwelcher Schleimwürmer wird wahrscheinlich auch weniger Leute interessieren als wenn irgendein hübscher Vogel oder ein nettes Säugetier ausstirbt).
Die Frage ist halt nur, ob das alles wirklich so sein muss. Ich gehöre zu denen, die den 99% der Wissenschaftler glauben, dass der zuletzt zu verzeichnende massive globale Durchschnittstemperaturanstieg menschenverursacht ist. Das kann einem nun aus eigener Bequemlichkeit egal sein, zumal wir hier in Deutschland (und speziell wir hier im Alpenvorland, wo es auch noch genügend regnet) eh im "gelobten Land" wohnen.
Aber anderswo geht es schlichtweg um die Existenz. Anderswo sind die Auswirkungen einfach deutlich drastischer. Natürlich war das immer schon so, dass sich Menschen aufgrund von natürlichen Veränderungen umorientieren mussten, aber früher gab es dafür mehr Zeit. Der menschenverursachte Klimawandel hat halt in den Turbomodus umgeschaltet und manchen Menschen auf der Erde bricht mit den massiv zunehmenden Extrem-Wetterlagen ihre Existenz weg.
Wer mal wo war, wo plötzlich die Trinkwasserversorgung ausbleibt (habe ich selber erlebt), plötzlich der Wald nebenan zu brennen beginnt (zum Glück nicht), oder massive Flutwellen alles vernichten (ebenfalls nicht), der wird die Dinge anders sehen als wir hier, die nur mal über ein bisschen Trockenheit jammern und dass die Landwirtschaft 30% weniger Ertrag hat. Das kann man auch nur bedingt mit neuer Technik kompensieren.
Die Leute, denen die Existenz wegbricht, werden wir dann irgendwann zunehmend als Flüchtlinge bei uns haben, wenn wir hier in Mitteleuropa zusammen mit paar wenigen anderen Regionen der Erde dort wohnen dürfen, wo es mitunter noch am erträglichsten bleibt. Das hat aber natürlich massives Konfliktpotenzial.
Das alles wird uns vielleicht nicht mehr so betreffen, sondern eher die Generationen nach uns. Kann uns freilich egal sein. Muss es aber nicht!
Mein Ansatz ist aber nicht der der Klimafanatiker, die alles sofort 100% über den Haufen werfen wollen, sondern das ganze muss halt auch von der Bevölkerung akzeptiert werden. Ich sehe in meinem Bekanntenkreis sehr viele mit Photovoltaikanlagen, die jeden sonnigen Tag mit Begeisterung auf ihre Auswertung schauen, wieviel Strom sie heute wieder eingespart haben. Ich sehe ehemalige Verweigerer von E-Autos, die total begeistert sind, wie gut die Dinger "abgehen". Nur sind da halt die Anschaffungskosten und evtl. noch die mangelnde Ladeinfrastruktur. Könnte man aber in den Griff bekommen!
Bei der Heizung ist es den Leuten letztendlich auch egal, wie diese genau funktioniert, Hauptsache warm und nicht zu hohe Kosten. Freilich verursacht ein Heizungsumbau erst mal hohe Kosten, aber langfristig (auf >10 Jahre gerechnet) wird man sich sogar was einsparen, wenn man nicht mehr Öl verheizt.
Es gibt Industriebetriebe, die schon längst gerne klimaneutral produzieren würden, es aber nicht können, weil es irgendwo bei den Behörden hakt, die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen anzustoßen.
Dann gibt es Veränderungen, die ohnehin kommen werden: wenn die nicht wir anstoßen, werden uns China und USA links und rechts überholen.
Kurz gesagt: wenn man die notwendigen Veränderungen so gestaltet, dass sich für die Menschen nur wenig zum Schlechteren verändert, und das umsetzt, was die Leute ohnehin schon gerne machen würden, weil es ihnen nicht nur schadet, sondern auch was bringt, wäre es durchaus zu schaffen, das Ruder noch rumzureissen.
Aber die meisten Menschen sehen halt nicht das Potenzial, das all die Veränderungen auch mit sich bringen, sondern immer nur das Schlechte. Freilich kann man dann auch AfD wählen, in der verqueren Ansicht, dass Deutschland auch in 50 Jahre noch mit Braunkohle, Russland-Gas und Verbrenner-Autos vorne dabei sein wird.
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