Generell würde ich mir mehr Neutralität und weniger Emotionen beim Thema Netzausbau wünschen.
Natürlich polarisiert das Thema aber die Faktenlage ist eigentlich klar, wäre da nicht der Unsicherheitsfaktor "Corona", der selbstverständlich auch nicht vor den Sendenetzbetreibern und Zulieferern der Technik Halt macht. Was nützt es, wenn man rechtzeitig bestellt, aber der Hersteller nicht pünktlich liefern kann?
Der Verzug bei Lieferungen nach Deutschland liegt derzeit (Stand gestern) bei minimum drei Wochen.
Zitat:
Der 2. BMux startet wie geplant.
Das wird sich zeigen. Geplant= heißt mit allen Standorten unter vorgesehener Leistung und bei voller Belegung.
Zitat:
Jetzt in der Corona Krise zeigt sich, das den beiden privaten UKW Platzhirschen bald die lokale Geldquelle versiegen wird und die Programmanbieter sich deshalb die teuren UKW Ketten bald nicht mehr werden leisten können.
Und die Spartensender wie Paradiso, Schlagerparadies, Teddy, Krix, B2 und Co. schwimmen deiner Einschätzung nach im Geld? Interessante Sichtweise. Ich erinnere daran, dass einst große Namen auf dem DAB-Markt wie Kultradio, BH 1 oder Ilmwelle/PN Eins, die es für diesen Verbreitungsweg auf doch zum Teil beachtliche Popularität bei der Zielgruppe gebracht haben, schon wieder verschwunden sind. Auch Kiss FM musste einsehen, dass die nationale Verbreitung mehr kostet als nutzt.
Und das war noch lange vor Corona. Seitdem ist die Hörfunkwerbung um mehr als 42 Prozent eingebrochen. Die Wirtschaftsleistung wird um 7 bis 10 Prozent zurückgehen. Das dauert Jahre bis sich das erholt hat.
Drastisch formuliert: Schon vorher wollte kaum ein Unternehmen bei DAB-only Stationen seine Spots schalten, weil die Reichweite nicht nachweisbar war (keine MA-Ausweisung), heute wo die Sender in den Umfragen auftauchen haben selbst landesweite Private mit mehr als 300.000 Hörern pro Durchschnittsstunde Mühe, ihre Blöcke zu füllen. Da wollen wir besser nicht von einem national bekannten Programm wie dem SW-Radio sprechen, dessen Zahlen angesichts einer potenziellen Hörerschaft von 65 Mio. Bürgern enttäuschend ausfallen.
Das eigentliche Erdbeben werden wir erst 2021 und 2022 erleben. Da wird eine Marktbereinigung stattfinden, die es so noch nicht gegeben hat. Auf UKW und auf DAB. Bei der Jazzradio-Frequenz in Rostock wird es nicht bleiben. Die Millionen aus dem Steuertopf werden am Ende nicht helfen. Ich möchte nicht all zu viel Überraschungseffekt vorweg nehmen, aber am Ende wird einigen der Mund offen stehen bleiben vor Staunen. Nur soviel: Die landesweiten Privaten werden bleiben, dank umfangreicher Förderung der LMAen.
Dass der Ostseewelle und der Antenne (hinter der die Regiocast steht) bald das Geld ausgeht, halte ich für eine sehr gewagte Aussage die jeglicher Grundlage entbehrt. Das könnten diese beiden Anbieter schon als üble Nachrede werten.
Das entspricht auch tatsächlich so gar nicht den Angaben, die man den Geschäftsberichten der letzten 4 Jahre entnehmen kann. Auch die Länge der Werbeblöcke bis Ende Februar 2020 spricht klar eine andere Sprache.
Die Ostseewelle hat seit 2002 sehr solide gewirtschaftet und verbuchte zuletzt äußerst stabile Zahlen. Seit 2008 war man mit Unterbrechungen von 2 MA-Wellen fast immer Marktführer bei der werberelevanten Zielgruppe. Quelle: AGMA.
Und die Antenne hat trotz Rückgang bei der MA (und daraus resultierend geringer ausfallenden Erlösen aus der nationalen Werbevermarktung) mit der Regiocast einen starken Player im Rücken, der im Übrigen bekanntermaßen auch diverse DAB- und Webchannels betreibt. Wenn es wirklich eng wird, gibt man als erstes 1Deutsch, 80s80s Radio, Schlagerplanet, Barbaradio oder die Beteiligungen an VMG und HH2 auf, bevor man seine Prestigeprojekte opfert.
Die Landesweiten werden vielleicht ein paar Füllsender abschalten die ohnehin überflüssig sind, mehr nicht.
Eher verschwinden noch ein paar DAB-Programme (Paradiso oder 917xfm, was ja sowieso von UKW entfällt) im Norden.
Zitat:
Der landeweite DAB Mux wird für beide Anbieter mit Sicherheit kostengünstiger als ihre UKW Ketten.
Nicht wenn man die getätigten Investitionen einbezieht. Bitte bedenken dass erst kürzlich von MB zu Uplink gewechselt wurde. Die Lizenzen sind ebenfalls gerade erst verlängert worden.
Antenne MV hat eine Sendelizenz für UKW bis 2028, Ostseewelle bis 2030.
Vorher wird da keiner der 100 kW-GNS abgeschaltet!
Außerdem ist für MV auf lange Sicht gar kein landesweiter Multiplex außer den NDR -Inseln geplant! Keine Nachfrage= keine Ausschreibung!
Ein Blick nach SH an dieser Stelle: Von den für Ende April angekündigten Hörfunkwellen sind fünf noch immer nicht auf Sendung. Antenne Holstein hat seinen Start im Privatmux Kiel auf Oktober verschoben, von Radio Lübeck und Nordic Radio mit seinen 3 Ablegern hört man derweil gar nichts.
Die Aussichten auf einen landesweiten privaten Multiplex im Nordosten sind daher gleich Null.
Zitat:
wenn man alle UKW Sender auf ein viertel der jetzigen Leistung reduziert.
Bitte realistisch bleiben. Dieser Vorschlag ist utopisch und entbehrt jeglicher Sinnhaftigkeit. Auch bei reduzierter Leistung müssten die Änderungen erst international neu koordiniert und mit den Nachbarländern abgestimmt werden. Mit einer Leistungsreduktion verlieren die Alt-Genf-Koordinierungen ihren Bestandsschutz! Eine eigentlich ältere 100,8 in Rostock wäre dann (als Neueintrag) nicht mehr möglich, wegen Ystad, was dann die ältere Frequenz wäre trotz Nachkoordinierung 2018! Außerdem ist die Ersparnis beim Stromverbrauch als Großkunde bei 3 bis 5 dB weniger (und um diese Leistungsreduzierung reden wir hier) kaum nennenswert. Das fällt finanziell nicht ins Gewicht.
Zitat:
39 deutschlandweit gesendete DAB+ Programme werden den Radiomarkt dramatisch verändern
So wie damals der Start des Bundesmux? Wieviele UKW-Anbieter haben eigentlich seitdem die Segel gestrichen? Neckaralb, Neckarburg und Seefunk haben ein neues Programm und zum Teil neue Gesellschafter bekommen. Und sonst so? Die dramatischen Veränderungen sind ausgeblieben. Im Gegensatz zu DAB...
Mir klingt da noch der Begriff "Insolvenzverfahren" in den Ohren (Punkt 5.1.):
https://www.blm.de/infothek/ergebnisse- ... schuss.cfmDie Absolut-Programme laufen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
Zitat:
wenn es ab Dezember nur noch Radios mit DAB+ und UKW gibt und jedes neue Auto ein DAB+ Radio eingebaut haben wird.
Bitte bleibe bei den Fakten, diese Aussage ist nachweislich falsch und bewusst polemisch, da unwahr.
Die Digitalisierungspflicht auf die du anspielst, sieht ENTWEDER den Verbau eines DAB-Moduls ODER eines Internetempfängers vor! Dies steht den Herstellern frei. Dank 5G steht das mobile Internet in den Startlöchern.
Es gibt zudem auch künftig keine Digitalisierungspflicht für bestimmte Gerätegruppen, z.B. Henkelware, billige Unterbauradios, Radiowecker oder Weltempfänger der Einsteiger- und Profiklasse, ferner nicht für nautische VHF-Radios, Anlagen im Preissegment unter 30 Euro uvm. Schon gar nicht für Altbestände und Restposten. Diese alle sind davon ausgenommen, machen aber 30 Prozent der Umsätze bei Geräteverkäufen aus (Quelle: Branchenverband Stand Dez. 2018).
Es wird somit entgegen deiner Aussage auch künftig selbstverständlich neu produzierte Geräte nur mit UKW+LKM-Bereichen geben, ebenso wie es Hersteller geben wird, die in ihre Bordelektronik Geräte mit Wlan und FM-Decoder, aber ohne DAB verbauen werden.
Eine generelle Pflicht, künftig nur noch Geräte mit DAB UND UKW zu produzieren, gibt es nicht.
Zitat:
Ukw war gestern, DAB+ ist der neue Radio Standard.
So wie 2008, als der NDR sein Musik Plus (heute NDR Blue) gelauncht hat?
So wie 2002, als der BR sein Modul (heute puls) gelauncht hat?
DAB gibt es in Deutschland schon seit 30 Jahren parallel zu UKW.
Es ist eine hervorragende Ergänzung, wird aber den primären Verbreitungsweg nicht ersetzen.
Zitat:
Es ist logischerweise so gekommen, wie ich es schon 2011 geschrieben habe und von vielen belächelt wurde.
Ich bin mir sicher, die früheren Macher von Kultradio und dem Funkhaus Pfaffenhofen werden dir lächelnd zustimmen...
Zitat:
Unsere beiden Privatradios müßten nun bald handeln, sonst ist der Zug mit Sicherheit abgefahren.
Zum Glück müssen diese als Umsatz erwirtschaftende Unternehmen nicht auf Traumtänzereien hören. Für diese Firmen zählt nur der Umsatz der am Jahresende im Dossier steht. Solange der stimmt und man eine komfortable UKW-Abdeckung hat, wird sich nichts ändern.
Seit etwa einem Vierteljahr sendet nebenan RSH über den NDR-Multiplex nahezu landesweit mit einem Einheitsprogramm. Der Klang von RSH auf DAB ist unterdurchschnittlich. Der Nutzen durch Zusatzdienste bei dieser Station gleich Null. Welchen Mehrwert gibt es für einen Radiohörer in SH, statt RSH auf UKW, künftig RSH über DAB zu hören?
Antenne MV und Ostseewelle sind überall gut empfangbar, dort wo es auf UKW Probleme gibt (Griese Gegend, Uecker-Randow, Schaalsee) ist der DAB-Empfang auch schlecht. Ihre Webchannels werden sie nicht auf DAB aufschalten, damit ginge den Hauptsendern ja Hörerquote verloren. Die Webchannels tauchen als nicht-lineare Stationen nicht in der Media Analyse auf.
Webchannels sind übrigens das erste was in der Krise bei einigen Anbietern eingedämpft wird. In Schweden ist das bereits zum 1. Juni passiert. Radio Play von Bauer konzentriert sich künftig nur noch auf terrestrischen Empfang.
Zitat:
Geplant sind zum Start Schwerin 10kW,
Da hast du eine Null zuviel, schau noch mal in die Liste.
Zitat:
Aktuell zum Beispiel bereitet man die Installation der neuen Antenne im Schweriner GFK ganz oben am Mast vor. Die alte Antenne kann keine weiteren Muxe aufnehmen, denn die ist bereits an der Belastungsgrenze.
Der Sender Schwerin hat doch erst im November 2017 eine neue VHF-BandIII-Antenne bekommen?
Und davor im April 2014.
https://forum.digitalradio-in-deutschla ... f=16&t=552Die im Posting vom 27. 10. 2014 angekündigte Leistungserhöhung von 1000 W auf 5000 W ist übrigens Stand 2020 nach wie vor noch immer nicht umgesetzt worden!
Das Thema Leistungserhöhung und Antennenwechsel auf dem Großen Dreesch ist also fast so alt wie die DAB-Ausstrahlung des NDR von dort.
Quelle für 1 kW ERP:
https://www.ndr.de/der_ndr/empfang_und_ ... bmv110.pdf