Hier, wenn auch etwas lang , aber ich glaube doch sehr interessant, die Antwort auf meine E-Mail an den NDR im vollen Wortlaut!
Vielen Dank für die wirklich fachspezifische und damit wesentlich besser verständliche Problematik der bestehenden, für den Laien nicht immer nachvollziehbaren Verzögerung, nämlich der Durchsetzung von Planungsauflagen!
Diese Ausführungen werden mir und uns helfen, in den manchmal abwegigen Diskussionen in den DAB+ Foren, mehr „Erleuchtung“ hinein zu bringen! Dies wäre natürlich auch ein schöner Beitrag in den entsprechenden Fach Magazinen!
Nochmals vielen Dank für die ausführliche Darstellung!
Im Namen der Interessenten
B.Peters
Von:
u.ladebusch@ndr.de [mailto:u.ladebusch@ndr.de]
Gesendet: Mittwoch, 15. Februar 2017 10:11
An:
Bernhard.Peters@t-online.deBetreff: DAB+ Versorgung NDR
Sehr geehrter Herr Peters,
natürlich freut es uns zu hören, dass auch in der Region Rügen/Usedom großes Interesse an einer DAB+ Versorgung durch den NDR besteht.
Gerne hätten wir auch bereits in diesen Gebieten eine entsprechende Versorgung aufgebaut. Es ist aber leider genau die Region, wo wir bis heute noch keine frequenztechnische Lösung für eine gute und wirtschaftliche Versorgung gefunden haben.
Hintergrund hierfür ist, dass wir im VHF-Bereich in der Genfer Frequenzkonferenz 2006 das Recht auf 3 DAB-Frequenzen und eine DVB-T-Frequenz erworben haben. Im Raum Vorpommern ist eine der DAB-Frequenzen aufgrund weiterhin analoger Behördenfunkdienste nicht nutzbar, 2 weitere Frequenzen für bundesweite Angebote verplant. Folglich müssen wir die Planungen - wie in anderen Bundesländern auch - auf eine Aufteilung der DVB-T-Frequenzressource auf 4 DAB-Blöcke vornehmen. Aufgrund der räumlich engen Verkopplung mit gleich 3 Nachbarstaaten (Dänemark, Schweden und Polen), der weitreichenden Störungen über See (etwa doppelt so weit wie über Land) und des Beibehalts der DVB-T-Nutzungen in Schweden, Polen und Dänemark haben wir es gleich mit 3 Faktoren zu tun, die eine Nutzung der DAB-Blöcken 8A bis 8D besonders schwierig macht..
Wir haben in den letzten 2 Jahren viele Standorte und Antennendiagramme im Bereich Rügen/Usedom/Greifswald/Stralsund untersucht (und Kombinationen davon) - noch ohne brauchbare Lösung. In der vergangenen VHF Planungsrunde im Januar haben wir uns daher nun endgültig entschieden, keine gemeinsame Antenne mit dem bundesweiten Multiplex im Block 5C zu bauen, da die Restriktionen der Kanäle 5 und 8 zusammengenommen zu keiner Lösung geführt hätten. Der Antennenhersteller Kathrein hat mehrere Anläufe unternommen, die Anforderungen zu erfüllen - ohne Erfolg.
In Koordinierungsverhandlungen mit zunächst Dänemark (im vergangenen Jahr) und - gerade erst in der letzten Woche - mit Schweden, Dänemark und Polen gemeinsam haben wir versucht, die nationalen Pläne für eine DAB+ Umsetzung zu stabilisieren. Es ist uns gelungen, die DVB-T-Rechte im K8 auf DAB zu transferieren, die Region Pasewalk zu entkoppeln - so dass mehr Rechte für Rügen/Usedom im K8 entstehen - und auch für die Region Neubrandenburg 2 zusätzliche Kanäle für DAB+ zu koordinieren, die die Möglichkeiten für Rügen/Usedom verbessern.
Auf dieser Grundlage werden wir nun unsere Planungen fortsetzen können, wobei zur Zeit - und da bitte ich um Verständnis - bei uns die Aktivitäten zur DVB-T2-Umstellung im Mittelpunkt stehen. Vorbehaltlich einer Klärung bei MB werden wir die Umstellung in der Region Rügen/Usedom voraussichtlich auf Herbst 2017 vorziehen können, so dass dort früher als geplant 3 statt bislang 2 Multiplexe und dann HD-Qualität angeboten werden kann.
Auch wenn die beschriebenen Erläuterungen zu komplex und fachspezifisch erscheinen - bitte nehmen Sie mit, dass es nicht Zielsetzung der DAB+ Ausbauplanungen ist, Vorpommern zu benachteiligen. Es ist aufgrund der Lage Rügens nur besonders schwierig, dort zu Lösungen zu kommen.
Hinsichtlich des Aufbautempos lassen Sie mich ergänzen, dass die Entscheidung der KEF zur Kürzung der Mittel für den DAB+ Ausbau in der Periode 2017-2020 natürlich dazu beigetragen hat, den geplanten Ausbauprozess zu verlangsamen - hiervon sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen aber gleichermaßen getroffen worden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Uwe Ladebusch
Norddeutscher Rundfunk
Abteilung Sendertechnik
Leitung Planungsgruppe Rundfunkversorgung
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg
Telefon: +49 40 4156 2213
Telefax: +49 40 4156 2009
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