Heute kam die 11. Ausgabe des Spindler-Buches mit der Janus-Antenne, die in der zuvor gleiferten 5. Ausgabe noch nicht drin war.
Nordlicht2 hat geschrieben:
Gleichzeitig gibt es aber auch Denkanstoesse durch Forenuser wie @Dipol, welche durch fundierte theoretische Kenntnisse die Ergebnisse der Hobbyexperimente genau erklaeren koennen und dadurch zum naechsten Experiment motivieren.

Ich hoffe, dass mein dazugegebenen Senf so populär formuliert ist, dass es auch von hf-technischen Laien verstanden wird, dass der Titel statt "seltsames Produkt" auch "Irrweg" hätte lauten können.
Bei der von Spindler Janus-Antenne genannten Konstruktion handelt es sich um exakt 180° versetzten Antennen, die
- getrennte Dipol aber einen gemeinsamen Reflektor haben und
- getrennte Dipole UND eigene Reflektoren
haben. Siehe dazu auch Rothammels Antennenbuch
Kapitel 25.
Spindler Antennen hat geschrieben:
Bei der Janus-Antenne treten zwei Hauptkeulen im Gesamtdiagramm mit dem Maximum bei 00 und 1800 auf (Korrektur durch mechanische Anordnungsveränderung ist möglich). Das Vor-Rück-Verhältnis ist entsprechend VRV = 0 dB bei einer Antennenanordnung von zwei gleichen Antennen. Die Janus-Antenne ist eine spiegelbildliche Anordnung einer ausgewählten Grundantenne (Bild 5.19). Die Reflektoren können dem vorderen und hinteren Teil gemeinsam (Bild 5.19a) oder aber auch mechanisch getrennt sein (Bild 5.19b).
Die Grundantenne wird nach den gewünschten Daten ausgewählt. Der vordere Teil des Diagramms bleibt zwischen 90° - 0° - 270° näherungsweise erhalten und entsteht nochmals als Spiegelung zwischen 90° - 180° - 270° als Näherung.
Die Zusammenschaltung der beiden Faltdipole der Antenne erfolgt günstig mittels transformatorischem 2fach- Verteiler (Leitungslängen beliebig). Der Gewinn der Janus-Antenne ist aber etwa 3 bis 3,5 dB niedriger als der der gewählten Einzelantenne.
Ergänzend sei hier auf den Abschn. 5.3.2. hingewiesen (danach kann besonders die Gewinnverminderung von ca. 3,5 dB mit schaltbaren Vorverstärkern vermieden werden).
Dass das
seltsame Konstrukt mit einem gemeinssamen Dipol und Reflektoren, welche störend in die Gegenantenne hineinragen, die physikalische Relation von Vor-Rück-Verhältnis zu Antennengewinn durchbrechen kann und besser als eine herkömmliche Zusammenschaltung mit Zweifachverteiler oder gar Lambda/4-Trafo sein soll, ist reiner Irrglaube.
Als RFT habe ich kein Verständnis für Elektriker ohne VDE-Auswahlabo, die sich selbst beschönigend als "Praktiker" bezeichnen aber auch Laien, die alles besser als nie gelesene Normen wissen und meinen es gäbe einen Unterschied zwischen Praxis und Physik (wird dann als Theorie bezeichnet). Seit Yagi und Uda wurde auf dem Antennensektor schon alles erdenkliche praktish ausprobiert sowie messtechnisch und mit Computer-Modellen durchexerziert. Experimentierfreudige Experten wie z. B.
Peter Körner oder Martin Hornsteiner haben mehrafch bewiesen, dass man Bestandsantennen optimieren kann. Die Physik habe auch diese echten Könner nicht überlistet und dass es einem berufsfremden Forenuser gelingt, ist noch weniger zu erwarten.
Da Spindler schon mal genannt ist, verweise ich auf seine Kapitel
8.1 Elektische Sicherheitsmaßnahmen (Blitzschutz) und
8.2 Mechanische Sicherheit. Bereits die Bastel-Verbindung der beiden Antennentraversen ist statisch dubios und ich tippe darauf, dass weder eine vereinfachte Berechnung des Biegemoments durchgeführt wurde noch Erdung und PA einer abgelösten TGL-Norm (mit Gesetzescharakter!) oder zum Umbauzeitpunkt gültigen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) entsprechen.
FAZIT: Sowohl unter statischen wie auch hf-technischen Gesichtspunkten wären zwei mit Mastschellen fachgerecht auf Abstand montierte Antennen die bessere Alternative gewesen. Schön wenn dem TE das Empfangsergebnis begeistert, vom Nachbau ist aus den genannten Gründen abzuraten.